Weltweit arbeiten Wissenschaftler daran, Smartwatches und Fitness-Tracker für die frühzeitige Erkennung von Corona (COVID-19) einsetzen zu können.
Forscher arbeiten an unterschiedlichen, technischen Systemen, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Durch eine frühzeitige Feststellung der Erkrankung könnten Patienten schnell isoliert und eine weitere Ausbreitung zuverlässig verhindert werden. Ein sensorisches Armband (Ava) ist eine der vielversprechendsten Lösungen.
Wissenschaftler aus Liechtenstein testen aktuell, ob ein sensorisches Armband namens Ava eine Corona-Erkrankung frühzeitig erkennen kann. An dieser wichtigen Studie nehmen derzeit rund 2.000 Probanden teil und die ersten Ergebnisse werden bereits im 4. Quartal 2020 erwartet. Die Nutzer tragen das sensorische Armband beim Schlafen. Dieses misst automatisch den Ruhepuls, die Hauttemperatur, die Durchblutung, die Atemfrequenz und die Herzfrequenz. Normalerweise wird das Ava-Armband zur Messung des weiblichen Zyklus eingesetzt, um ein möglichst günstiges Zeitfenster für die Schwangerschaft zu ermitteln.
Die Forscher hoffen, dass sie anhand der gemessenen Vitaldaten einen speziellen Algorithmus entwickeln können, mit dem sich eine Corona-Infektion nachweisen lässt. Mit diesem praktischen Frühwarnsystem könnten Infektionen mit dem Coronavirus vor dem Auftreten von ersten Symptomen erkannt werden. Das Ava-Armband könnte darüber hinaus das teilweise überforderte, medizinische Personal entlasten und schützen. Die Daten von Menschen, die zur Risikogruppe zählen, könnten über einen längeren Zeitraum aus sicherer Entfernung kontrolliert werden. Die Betroffenen müssten dazu nicht einmal ihr Haus verlassen.
Die Datenspende ist freiwillig
Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) will Smartwatches und Fitness-Tracker zur Bekämpfung des Virus einsetzen. Derzeit bitten die Wissenschaftler um freiwillige Datenspenden von Menschen, die eine Smartwatch oder ein Fitnessarmband besitzen.
Die dazugehörige App sammelt automatisiert und ausschließlich pseudonymisiert Daten. Die gesammelten Informationen werden an das Robert-Koch-Institut weitergegeben. Je nachdem, welche Funktionen das verwendete Wearable besitzt, zeichnet die App den Puls, die Körpertemperatur und den Schlafrhythmus auf.
Laut Dirk Brockmann, einem der Studienleiter, wollen die Forscher aus den gesammelten Daten detaillierte Informationen über leichte Corona-Symptome gewinnen. Durch die hohe Pulsmessung soll festgestellt werden, ob einer der Patienten leichtes Fieber hat. Nichtsdestotrotz streben die Wissenschaftler mit dem Forschungsprojekt keine individuelle Früherkennung an. Stattdessen wollen sie eine Art von Fiebermessung in Deutschland durchführen, um dadurch die Ausbreitung des Virus dokumentieren zu können.
Erfolgreicher Einsatz während der Grippewelle
Die Forscher des Robert-Koch-Instituts beziehen sich auf eine wissenschaftliche Studie von „Scribbs Research“. Diese erschien im Februar 2020 im renommierten Fachmagazin „The Lancet“. Während der saisonalen Grippewelle werteten Wissenschaftler die Daten von mehr als 100.000 Freiwilligen mit Fitnessarmbändern aus. Mithilfe dieser Daten konnten die Forscher die Ausbreitung der Grippe dokumentieren.
An der weltweit bekannten Stanford Universität wird aktuell ein ähnliches wissenschaftliches Experiment vorbereitet. Die Forscher hoffen, dass sie Viruserkrankungen, wie beispielsweise COVID-19, schon 3 Tage vor dem ersten Auftreten von Symptomen nachweisen können.
Smartwatches, Fitness-Armbänder und Fitness-Tracker machen jeden Tag viele unterschiedliche Messungen in einer Größenordnung von mindestens 250.000. Laut Studienleiter Michael Snyder werden die Wearables dadurch zu überaus mächtigen Kontrollgeräten. Die Wissenschaftler möchten mit den Fitnessgeräten aber nicht nur Corona-Infektionen tracken. In Zukunft sollen die Wearables viele weitere Krankheiten rechtzeitig erkennen.